Das verschwundene Jubiläumsgeschenk
Mit einer spritzigen und humorvollen Show haben die TVW-Geräteturnerinnen die Freunde und Angehörigen der Wiediker Turnerfamilie am späteren Nachmittag des letzten Novembersamstags überrascht. Es war nicht irgendeine Show, sondern jene zum 150jährigen Bestehen eben dieses Turnvereins Wiedikon.
«Das Päckchen ruht im stillen Licht,
die gold’ne Schleife erfüllt die Pflicht.
Zwar wirkt sie sanft, leicht zu entfalten,
doch bleibt sie stark, lässt sich nicht halten.
Ein Fluch so dunkel, kalt und schwer
raubt Freude und macht Herzen leer.
Was drinnen schlummert, bleibt verhüllt
bis wahre Ehre es enthüllt»
Gekonnt und charmant hiessen Mina und Emma, zwei junge Turnerinnnen, die grosse Gästeschar in den Turnhallen der Kantonsschule Wiedikon willkommen. Neben ihnen, hell erleuchtet, stand ein grosses mit goldener Schleife umwickeltes Paket, offenbar ein Geschenk. Diesen festlichen Augenblick untermalten die Turnerinnen der Frauenriege mit ihrem Line-Dance. Doch plötzlich war das Geschenk nicht mehr auffindbar; ganz offensichtlich hatten die zu «Pink Panther» agierenden kleinen Monster ganze Arbeit geleistet. Mit Hilfe einer Zauberkugel versuchten die Moderatorinnen etwas Klarheit zu schaffen. Zurückversetzt in die Gründerzeit des 11. Aprils 1874 erhoffte man sich von den Gründervätern um Pfarrer Meili etwas Licht in die verworrene Lage zu erhalten. Am Nordpol sei in der Geschenkfabrik soeben der Auftrag für das Geschenk gegeben worden, liess man Moderatorinnen und Zuschauer zumindest wissen. Auf dem weiteren Weg des Suchens wirbelten die Geräteturnerinnen mit ihren Sprüngen über den «Airtrack» und die Frauenriege erfreute die Anwesenden nach der Melodie von «Ride with me» mit einem weiteren Line-Dance-Auftritt. Die mit ihren aus den Anfängen des Wintersports stammenden Skiausrüstungen daherkommenden Mitgliedern der Ski- und Fitness-Riege konnten zumindest darauf hinweisen, wo sich diese ominöse Geschenkfabrik befinden soll und empfahlen, nur ihren Spuren in Richtung Nordpol zu folgen. Und in der Tat, Melodienfetzen «aus der Weihnachtsbäckerei» liessen erahnen, dass sich diese ominöse Geschenkfabrik in der Nähe befinden muss. Tatsächlich, denn unter den Rhythmen von Abba’s «Mamma mia» schoben Elfen das lange gesuchte Geschenk aus der Dunkelheit der Geschenkfabrik hervor. Die Freude der in glitzernden Tenües agierenden Turnerinnen war spürbar riesengross, verzauberten sie doch die Anwesenden mit ihren spektakulären und ausgefeilten Darbietungen an den Schauckelringen zu manchem «Ah» und «Oh». Dem verstorbenen deutschen Showmaster Hans Rosenthal würde dabei sicherlich der Ausspruch «das war SPITZE» über die Lippen gehen - und es war auch SPITZE.
Wie es nun zu einem Geschenk gehört, irgendwann ist der Moment gekommen, wo die Schlaufen entbunden werden und man sich dem Inhalt zuwenden kann und darf. Einerseits durften alle an dieser Show teilnehmenden Akteurinnen und Akteure ein speziell für diesen Anlass geschaffenes T-Shirt entgegennehmen, andererseits - und das ist wahrscheinlich viel emotionaler und deshalb auch ein grosses, unbezahlbares Geschenk - viele unvergessliche und fröhliche Stunden im Kreise Gleichgesinnter innerhalb «unseres» Turnvereins Wiedikon erleben. Und dieses Geschenk kann niemand mehr wegnehmen.
Mit einem gelungenen Apero im mit Vereinstrophäen Gemeindschafzentrum «Heuried», zudem alle eingeladen waren und dem anschliessenden für die Vereinsmitglieder offerierten Nachtessen fand der Abend in familiärem Rahmen - eben der Turnerfamilie - eine kulinarische Fortsetzung. Dabei liessen Ehemalige die eine oder andere Reminiszenz aus ihrer Amtszeit in Erinnerung rufen - und manch’ eine oder manch’ einer sagte zu seinem Gegenüber «weisch na» und erfreute sich am Erlebten.
Was kann man einem jubilierenden Verein wünschen? Von Herzen Zuversicht und den Willen, das Erbe der Vorfahren zu erhalten, zu pflegen aber auch zu erneuern. Die Geräteturnerinnen haben uns eindrücklich gezeigt und damit bewiesen, dass Turnen nicht «out», sindern «in» ist. Unterstützen wir sie mit unserer vollen Überzeugung. Sie haben es redlich verdient.
Ein nicht mehr so junges Vereinsmitglied
Hansruedi Frischknecht